Geschichte

Vom Grabeland zum Gartenverein

In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Vorgängerverein des heutigen Bezirksverbandes Hildesheimer Gartenfreunde gegründet. Zu der Zeit nannte er sich „Kleinland und Gartenpächterverein“ e.V. In der Stadt gab es 5 Bezirke: Bahnhof, Ostertor, Goschentor, Dammtor und Moritzberg. In diese Zeit lässt sich auch die Entstehung der Gartenanlage „Berggarten“ zurückverfolgen, nachdem sich Bearbeiter einer Grabelandgemeinschaft auf dem Pachtland der Klosterkammer für längerfristig eingerichtet hatten. Im Jahre 1934 beschloss man, sich besser zu organisieren und gründete einen Verein. Im  Jahre 1935 wurde ein erster Pachtvertrag mit der Klosterkammer am 15. Oktober geschlossen. Zu der Zeit war die Pachtfläche 11,5 ha groß. Der Pachtpreis war nach Bodenwertigkeit aufgeschlüsselt und lag zwischen 1,4 und 2,5 Pfennig pro qm. Der Vereinsbeitrag betrug 3 RM. Im Jahr darauf wurde die Anlage mit Ligusterhecken  abgeteilt umpflanzt. Zu der Zeit waren 163 Parzellen mit 179 Pächtern erfasst, deren durchschnittliche Größe 650 qm betrug. Im Jahre 1940 wurde der Verein ins Vereinsregistergericht unter der Nr. 870 beim Amtsgericht registriert. Zuvor hatte der 1. Vors. Ferdinand Brunke schon 1938 bei der Stadtsparkasse für den Verein ein Konto eröffnen lassen, um dort die Pachtzahlungen entgegenzunehmen. Ab 1941 wurde erstmals eine Versicherung gegen Unfall, Feuer und Diebstahl abgeschlossen. Die Jahresprämie betrug 0,75 RM. In den folgeschweren Jahren des Krieges dienten die Gärten hauptsächlich der Versorgung der Familien, diese wurden vor allem von Frauen, Kindern und älteren Angehörigen bewirtschaftet. Zu dieser Zeit war auch die Kleintierhaltung in den Gärten überlebenswichtig. Das Gelände des Berggartens blieb von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. Bis auf einen schweren Bombenblindgänger, der mitten im Koloniegelände lag, gingen nur Brandbomben nieder. Beim Zusammenstoß von zwei Amerikanischen Bomben über Hildesheim, fielen die Trümmer auch in das Gelände des Berggartens. In den Jahren nach dem Krieg haben viele Pächter nachts in ihren Gärten Wache gehalten um ihre Ernte vor Fremden zu schützen. Im Jahre 1947 hat eine Kartoffelkäferplage zusätzlich den Gartenfreunden die Ernte geschmälert. Langsam normalisierte sich das Leben wieder und 1950wurde erstmals der Mitgliedsbeitrag erhöht, auf 3,60 DM. Die Pachtpreise waren noch wie 1935. Die Zahl der Mitglieder lag  jetzt bei 229. Im Jahr darauf wurde eine neue Vereinssatzung verabschiedet. Erstmals wurde 1954 ein Garten mit Laube freigemacht, um ein Vereinsheim zu erstellen, dieses wurde weiterentwickelt, und um es zu verbessern hat im Jahre 1962 die Mitgliederversammlung 6000,00 DM zum Ausbau bewilligt. Ein ereignisreiches Jahr war 1963 mit vielen Unannehmlichkeiten. Heftige Gewitter und Starkregen über dem Rottsberg haben große Teile unserer Anlage unter Wasser und Schlamm begraben, und viel Schaden angerichtet Mehrere Dürresommer seit 1959 haben den Ruf nach einer besseren Wasserversorgung der Gärten verstärkt. Nach langen Diskussionen über das Wie, wurde 1964 von der Mitgliederversammlung beschlossen, einen Wasseranschluss für jeden Garten zu erstellen. In Gemeinschaftsarbeit wurden 1480 m Rohre verlegt. Die Anschlussstellen haben Gartenpächter in ihren Parzellen selbst installiert. Preis fürs Wasser 0,5 Garten 4,00 DM 1,0 Garten 6,00 DM. Im darauffolgenden Jahr wurden erstmals Pläne der Stadt Hildesheim bekannt, das Bockfeld teilweise zu bebauen, zu dieser Zeit hatte unser Verein 240 Mitglieder. Einige Zeit vergeht, und 1970 werden überraschend 57 Gärten gekündigt, außerdem wurde angekündigt, dass im Bereich der beiden Friedhöfe noch weitere Gärten für deren Erweiterung benötigt würden. Die Mitgliederzahl sank nun auf 178. Der ehemals offene Graben im Mittelweg, aus dem viele Gartenfreunde ihr Gießwasser entnommen haben, wird 1973 verrohrt, der Weg geteert, und mit Beleuchtung versehen. In Folge dieser Maßnahme musste der Verbraucherpreis für Leitungswasser erhöht werden. ½ Garten 15,00 DM  1/1 Garten 30,00 DM . Im selben Jahr feierte man das 40jahre Vereinsjubiläum, dabei wurde die neu erstellte Veranda des Vereinshauses eingeweiht. Ein Zuschuss des Bezirksverbandes machte dieses möglich. Da der Wasserverbrauch der Pächter im Laufe  der Jahre immer mehr anstieg, und nur schwer zu überprüfen war, wurde im Jahr 1977 beschlossen, das Wasser von 21.30 Uhr bis 7.00 Uhr abzustellen. Im Jahr darauf mussten 4 Gärten  für die Friedhofserweiterung liegenbleiben. Erste größere Reparaturen an der Wasserleitung wurden 1981 fällig. Im Jubiläumsjahr 1984 haben viele Gartenfreunde dazu beigetragen, dass das 50jährige gefeiert werden konnte. Festredner war Minister Herrmann Schnipkoweit. In den folgenden Jahren hatte der Verein einen Stetig steigenden Wasserverbrauch, der nur schwer zu kontrollieren war, und Kritik der Vereinsmitglieder auslöste. Im Jahre 1980 lag der Verbrauch bei 2672 qm .Ab dem darauf folgenden Jahr gab es erste Bemühungen, eine neue Wasserleitung zu erstellen. Bei Überprüfungen wurden auch hohe Verluste im Leitungsnetz festgestellt, das langsam in die Jahre kam. Im Jahre 1991, der Verein hat noch 162 Mitglieder, werden die Zugänge zu den Gärten in der Seebothstraße von der Stadt neu angelegt. Ein Jagdpächter in unserer Anlage versucht der Kaninchenplage Herr zu werden. Weiter werden Probleme bei der Wasserleitung deutlich. Das Jahr 1992 hat den Verein schwer zugesetzt. Das Vereinsheim brennt ab. Ein überhitzter Bierkühler war schuld. Weitere Gärten mussten für die Erweiterung der Gemeindefriedhöfe abgegeben werde. Aber wie so oft, wenn der Gemeinschaftssinn der Gartenfreunde gebraucht wurde, haben sich viele freiwillige Helfer gefunden, die in ungezählten Stunden mitgeholfen haben, das Vereinshaus wieder auszubauen. So konnte im Juni 1994 das Haus wieder eröffnet, und von einer Pächterin übernommen werden. In den folgenden Jahren machte das marode Wasserleitungsnetz immer wieder Probleme. Im Jahre 1996 hatte der Verein noch 148 Mitglieder, 7 Gärten waren frei. Im Jahre 2000 wurde von der Mitgliederversammlung der Bau einer neuen Wasserleitung für alle Gärten beschlossen, da für alle deutlich der hohe Wasserverbrauch ins Geld ging. Jeder Garten bekommt eine  Wasseruhr. Die Umlage wird auf 250,00 DM festgesetzt, plus Eigenleistung beim ausheben der Leitungsgräben. Der gute Gemeinschaftsgeist der Gartenfreunde und das Wetter begünstigten  die Arbeit, und trugen dazu bei, das die Inbetriebnahme des neuen Leitungsnetzes vor dem ins Auge gefassten Termin erfolgen konnte. Dieses wurde dann mit einem zünftigen Wasserfest gefeiert, bei dem auch besondere Leistungen einiger Helfer gewürdigt wurden. Insgesamt wurden ca. 6oo Meter 2-Zoll-Rohre und 2200 Meter ½-Zoll-Rohre verlegt, um alle Gärten zu erreichen. Der jährliche Wasserverbrauch sank deutlich, da jeder das zu bezahlen hatte, was wirklich von ihm verbraucht wurde. Alle Pächter machte es zufrieden, auch untereinander. Eine angeregte Verstromung der Anlage wurde bei der Jahreshauptversammlung 2004 von den anwesenden Vereinsmitgliedern abgelehnt. Auf Anregung des Bezirksverbands Hildesheimer Gartenfreunde wurden die Namen der Gartenvereine etwas abgeändert. Nicht mehr „KLEINGARTENVEREIN“ sondern „GARTENFREUNDE“. Seit 2007 sind wir beim Registergericht als “Gartenfreunde Berggarten e.V.“ eingetragen. Große Unruhe gab es in unserer Anlage 2008 als der Stadtentwicklungsplan 2020 vorgestellt wurde. Der Berggarten wurde als Baugebiet ausgewiesen, er sollte unter verschiedenen Gesichtspunkten, teil oder ganz bebaut werden. Bei einer Umfrage durch den Bezirksverband Hildesheimer Gartenfreunde in unserer Anlage sprach sich die Mehrheit aller befragten Pächter mit 72:27 der abgegebenen Stimmen für einen Verbleib in der Anlage aus, und waren auch bereit sich für den jetzigen Standort einzusetzen. In vielen Diskussionen mit Vertretern der Stadt und den Ratsfraktionen, wurde der Bebauungsplan dann zurückgezogen. So ist der Erhalt der Anlage vorerst als gesichert anzusehen. Mit diesen positiven  Zukunftsaussichten  konnte dann im Jahre 2009 unser 75-jähriges Jubiläum begangen werden. Viele Helfer trugen dazu bei, das in der Zeit vom 14. – 16. August ein rundum gelungenes Fest erfolgreich verlief. Groß und klein hatten bei bestem Wetter viel Freude bei unterschiedlichsten Aktivitäten. Gäste vom Landes- und Bezirksverband der Gartenfreunde, sowie Vertreter der Ratsfraktionen und unser Oberbürgermeister Kurt Machens, hoben in ihren Grußworten den Wert unserer Anlage besonders heraus. Viel Beifall erhielt auch unser Ehrengast, Hermann Schnipkoweit, der schon beim 5o-jährigen Jubiläum als Festredner dabei war. Der Moritzberg liegt ihm noch immer sehr am Herzen. Die Gartenanlage umfasst zur Zeit noch eine Fläche von 6,8 ha und 12o Gartenfreunde bewirtschaften ihre Parzellen. Wie in vielen Gartenvereinen in der Stadt, macht auch uns ein Leerstand der Gärten Sorge.  Wir hoffen aber sehr, dass wieder mehr Menschen den Wert der eigenen Scholle schätzen lernen, und Familien mit Kindern die Gelegenheit wahrnehmen, sich der Natur zu nähern und selbst angebautes zu ernten.

Ein eigener Garten ist ein gutes Stück Lebensqualität